Cyberstalking, das Bedrohen, Einschüchtern und Verfolgen über das Internet, nimmt auch hierzulande zu. Eine aktuelle Studie hat das Cyberstalking-Verhalten in Österreich untersucht. Die Täter belästigen ihre Zielpersonen hauptsächlich über E-Mail und SMS. Soziale Netzwerke wie Facebook und studiVZ spielen nur eine untergeordnete Rolle.

Der Anteil der österreichischen Bevölkerung, der Erfahrungen mit Cyberstalking gemacht hat, ist beachtlich. Rund ein Drittel wurde bereits mittels E-Mail verfolgt oder bedroht, ein Fünftel über SMS, sechs Prozent mittels Chat und 2,7 Prozent über die Verbreitung unerwünschter Inhalte auf einer Website. So lautet das Ergebnis einer Studie zum Cyberstalking in Österreich, die am Donnerstagabend in Wien präsentiert wurde.

"Anonymität im Vordergrund"

"Neue Technologien bringen auch neue Möglichkeiten der Belästigung mit sich", sagte Edith Huber von der Donau-Universität Krems, die die Erhebung gemeinsam mit der Universität Wien im Rahmen des Sicherheitsforschungsförderprogramms KIRAS des Bundesministeriums für Verkehr, Innovation und Technologie (BMVIT) durchführte.

Während das Stalking über SMS und Websites eher eine Ausweitung des herkömmlichen Stalkings sei, bei dem der Beziehungsaspekt im Vordergrund stehe und das häufig von ehemaligen Partnern und Bekannten ausgehe, hätten Chat und E-Mail neue Formen des Belästigens hervorgebracht, so die Studienleiterin. So sei etwa die Eskalation der Gewalt, wie sie bei klassischen Formen des Stalkings der Fall sei, nicht gegeben. Beim Cyberstalking würden Täter jedoch häufig die Möglichkeit nutzen, sich zu tarnen: "Die Anonymität steht im Vordergrund."

Frauen und Männer gleichermaßen betroffen

Unterschiede zum klassischen Stalking stellte die Studie auch hinsichtlich der Opfer fest. Anders als beim herkömmlichen Stalking, bei dem zumeist Frauen die Opfer sind, ist das Geschlechterverhältnis beim Cyberstalking ausgeglichen. Männer werden ebenso oft gestalkt wie Frauen.
Bei den Tätern überwiegen jedoch die Männer. Die Täter seien zwar oftmals anonym, komme es zu einer Identifizierung, würden aber häufiger Männer angegeben, heißt es in dem Papier.

Interessant ist auch, dass viele Befragte offenbar auch Spam und unerwünschte Werbung als Stalking wahrnehmen und sich dadurch "beharrlich und über längere Zeit in ihrer Lebensführung beeinträchtigt" sehen. So fühlte sich etwa jeweils ein Drittel der über E-Mail und SMS gestalkten Personen laut Studie von Firmen verfolgt.

Junge stalken in Sozialen Netzwerken

Vergleichsweise gering ist das Stalking in Sozialen Netzwerken wie Facebook und studiVZ und generell durch die Verbreitung von Inhalten auf Websites. "Soziale Netzwerke werden vor allem von jüngeren Leuten zum Stalking verwendet", erläuterte Huber. Bei der Studie habe man die Altersgruppe von 18 bis 66 Jahren untersucht. Bei Erwachsenen seien Soziale Netzwerke noch nicht so stark verbreitet, meinte die Wissenschaftlerin: "Hätten wir auch Zwölfjährige miteinbezogen, würde das sicherlich anders aussehen."

Die durchschnittliche Stalking-Dauer bei Web, Chat, E-Mail und SMS überstieg laut der Erhebung selten einen Monat. Laut Huber liegen die Ergebnisse der österreichischen Studie durchaus im internationalen Trend.
Aufklärungsbedarf orten die Studienautoren hinsichtlich der Möglichkeiten, wie man sich als Cyberstalking-Opfer wehren kann. "Die Studienergebnisse zeigen, dass Cyberstalking als neue Art der Bedrohung zu sehen ist", sagte Huber. Es wäre wichtig, Präventions- und Aufklärungsarbeit zu leisten.

Wie wehren?

Wie aber kann man sich gegen die Verfolgung im Netz wehren? In Österreich sieht das Strafgesetzbuch (StGB) im Paragraf 107a rigorose Maßnahmen gegen Stalker vor. Die Kontaktaufnahme "im Wege der Telekommunikation" ist in dem Gesetz ausdrücklich vermerkt. Daneben können Betroffene auch zivilrechtlich gegen Stalker vorgehen. Sie müssen dabei jedoch ein Kostenrisiko in Kauf nehmen.
Die rechtlichen Möglichkeiten würden häufig durch die Anonymität der Täter erschwert, meinte Huber. In der Studie ist deshalb auch davon die Rede, dass Opfer mit "erheblichen Problemen bei der Rechtsdurchsetzung" rechnen müssten.

Technische Möglichkeiten und Beratungsstellen

Die Behördenplattform Help.gv.at und die Informationsstelle Saferinternet.at raten Cyberstalking-Opfern, die Belästigungen im Netz zu dokumentieren und den Täter zur Abschreckung darauf hinzuweisen, dass er eine strafbare Handlung setzt. Für situtationsspezifische Hilfestellungen wird auch das Aufsuchen einschlägiger Beratungsstellen, etwa psychosozialer Dienste, empfohlen.
Es gebe auch eine Reihe von technischen Möglichkeiten, meinte Huber - etwa das Filtern von E-Mail-Adressen und das Blockieren unliebsamer Personen in Sozialen Netzwerken. Im Fall des SMS-Stalking könne man sich auch an die Netzwerkbetreiber wenden. Generell rät die Studienleiterin dazu, mit persönlichen Daten im Netz vorsichtig umzugehen: "Je mehr Daten ich kommunziere, desto stärker bin ich angreifbar."

(Quelle: futurezone)