Es passiert schneller, als man „nicht ins Waschbecken!“ rufen kann: Das Handy nimmt ein unfreiwilliges Bad – sei es im Pool, in der Toilette oder im Spülwasser. Doch dann die Überraschung: Das Smartphone scheint völlig unbeeindruckt. Bildschirm läuft, Touch reagiert, Musik spielt – alles wie vorher. Glück gehabt?

Nicht unbedingt.

Nur weil dein Gerät aktuell noch normal funktioniert, heißt das nicht, dass du dich entspannt zurücklehnen kannst. Feuchtigkeit kann sich im Inneren wie ein Spion verhalten: unsichtbar, still – und irgendwann schlägt sie zu. Damit du nicht Wochen später plötzlich mit einem Totalschaden dastehst, erklären wir, worauf du achten solltest, welche Spätfolgen auftreten können und was du sofort tun musst.

Funktioniert noch – aber wie lange?

Viele moderne Smartphones sind offiziell als wasserabweisend oder wasserdicht gekennzeichnet. Aber: Das gilt meistens nur unter idealen Laborbedingungen – und nicht beim Sturz in die Seifenlauge, den heißen Tee oder die Cola auf dem Festival. Selbst bei Geräten mit IP67- oder IP68-Zertifizierung kann Wasser ins Gehäuse eindringen, besonders wenn das Handy schon ein paar Stürze hinter sich hat oder Mikrorisse vorhanden sind.

Zudem ist Wasser nicht gleich Wasser: Salzwasser, gechlortes Poolwasser, Zuckergetränke oder Seifenlauge greifen Bauteile deutlich aggressiver an als reines Leitungswasser. Und auch Wasserdampf – etwa in einem dampfenden Badezimmer – kann seinen Weg ins Gehäuse finden.

Feuchtigkeit, vor allem in Kombination mit Strom, ist ein schlechter Mitbewohner im Smartphone. Sie kann zu Korrosion an Kontakten, Kondenswasserbildung, Oxidation oder Kurzschlüssen führen – manchmal erst Tage oder Wochen nach dem Vorfall.

Handy nass, funktioniert noch – was du jetzt tun musst, um Spätfolgen zu vermeiden.jpg

Bild: Dein Handy ist nass geworden, funktioniert aber noch? Das ist leider keine Garantie, dass es auch so bleibt.

Erste Hilfe fürs nasse Handy – sofort handeln!

Auch wenn dein Handy noch normal funktioniert, solltest du keine Zeit verlieren. So gehst du richtig vor:

  • Sofort ausschalten: Auch wenn’s schwerfällt – schalte es aus. Wasser + Strom = Korrosion + Kurzschluss.
  • SIM-Karte und Speicherkarte entfernen: Diese Teile sind empfindlich und können leichter getrocknet werden.
  • Nicht aufladen! Das ist ganz wichtig – auch wenn der Akkustand bei 2 % rumdümpelt. Stromzufuhr bei vorhandener Feuchtigkeit kann irreparable Schäden verursachen.
  • Mit einem Mikrofasertuch abtrocknen – vor allem an Öffnungen, Anschlüssen und Lautsprechergittern.
  • Nicht schütteln oder föhnen – das kann Flüssigkeit tiefer ins Gerät treiben oder Bauteile beschädigen.
  • Lufttrocknung über 24–48 Stunden, idealerweise mit leichtem Luftzug, z. B. vor einem Ventilator.
  • Keine Reisbehandlung! Der Mythos hält sich hartnäckig, aber Reis kann keine Restfeuchtigkeit zuverlässig entfernen – er bringt eher Krümel ins Gehäuse.

Wenn du auf Nummer sicher gehen willst, kannst du das Gerät auch bei einem professionellen Handyreinigungsdienst mit Isopropanol reinigen lassen. Diese Tiefenreinigung entfernt Feuchtigkeit und Rückstände effektiver als jedes Hausmittel – und erhöht die Überlebenschancen deines Handys erheblich.

Typische Spätfolgen eines Handy-Wasserschadens

Auch wenn dein Handy äußerlich in Topform ist, kann es innerlich ganz anders aussehen. Spätfolgen machen sich meist schleichend bemerkbar:

  • Display-Probleme: Schatten, Flackern, Aussetzer oder Touch-Ausfälle – oft Symptome von Korrosion.
  • Ladeprobleme: Das Gerät lädt nicht mehr richtig, bricht den Ladevorgang ab oder überhitzt.
  • Korrosion auf dem Mainboard: Die häufigste Ursache für spätere Komplettausfälle – leider nicht sichtbar.
  • Feuchtigkeitssensor schlägt an: Vor allem bei iPhones wird dadurch die Garantie oder Reparatur abgelehnt.
  • Kamerafehler: Unscharfe Bilder, beschlagene Linsen oder defekter Autofokus – ein beliebter Spätgast nach Wasserschäden.
  • Akku-Schäden: Geringere Laufzeit, unregelmäßiges Verhalten, im schlimmsten Fall Aufblähen oder Überhitzen.

Einige dieser Schäden können sogar erst nach mehreren Wochen auftreten – insbesondere bei schwankenden Temperaturen oder feuchter Umgebung.

Wann ist professionelle Hilfe sinnvoll?

Wenn dein Handy nach dem Wasserkontakt:

  • nicht mehr reagiert,
  • merkwürdige Geräusche macht,
  • stark erhitzt,
  • sich von selbst ausschaltet,
  • oder sichtbare Verfärbungen am Display zeigt,

…solltest du keine Zeit verlieren und es professionell überprüfen lassen. Viele Werkstätten bieten inzwischen eine sogenannte „Wasserschaden-Diagnose“ an, bei der das Gerät geöffnet, gereinigt und auf Schäden untersucht wird. Bei rechtzeitiger Behandlung lassen sich so oft schlimmere Defekte vermeiden.

Auch wenn das Handy noch funktioniert, kann eine präventive Tiefenreinigung sinnvoll sein – vor allem bei hochpreisigen Geräten oder wenn wichtige Daten gespeichert sind, die du nicht verlieren willst.

Fazit: Nur weil es geht, heißt das nicht, dass es gesund ist

Ein Smartphone, das nach dem Wasserkontakt noch funktioniert, ist wie ein Auto nach einem leichten Unfall: Es fährt vielleicht noch, aber ohne Inspektion wird’s riskant. Wer sein Handy nicht sofort richtig behandelt, riskiert spätere Ausfälle – von merkwürdigen Software-Fehlern bis zum Komplettausfall. Besonders fies: Viele dieser Schäden tauchen erst Wochen später auf, wenn man sie schon längst verdrängt hat. Das gilt übrigens auch, wenn das Handy ins Klo gefallen ist – Feuchtigkeit und Keime sind hier eine besonders tückische Kombination.

Unser Tipp: Auch wenn dein Gerät noch funktioniert, handle lieber vorsorglich. Trocken, sicher, ohne Stromzufuhr – und bei Unsicherheit zum Fachmann. So verhinderst du Spätfolgen und sparst dir im schlimmsten Fall den Neukauf. Denn eins ist sicher: Handys können viel, aber tauchen gehört (noch) nicht zu ihren Kernkompetenzen.