Filesharer erhalten Warnschreiben "zu Testzwecken"

Der US-amerikanische Netzanbieter Verizon sorgt derzeit mit einem überraschenden Anti-Piraterie-Vorstoß für Aufregung in den USA. Laut informierten Insiderkreisen will das Unternehmen in Zukunft im Auftrag des US-Verbands der Musikindustrie Recording Industry Association of America (RIAA) Warnbriefe an Handykunden verschicken, die verdächtigt werden, illegal urheberechtlich geschützte Musikstücke aus dem Internet heruntergeladen zu haben.

Bestätigt werden die Pläne unter anderem von RIAA-Sprecher Jonathan Lamy, der aber keine weiteren Angaben zu dem neuen Anti-Piraterie-Bündnis preisgeben will. "Wir anerkennen die Wichtigkeit von Urheberrechten und die Notwendigkeit ihrer Geltendmachung. Ohne ihre Durchsetzung würde überhaupt kein intellektuelles Eigentum mehr produziert werden", fasst ein Verizon-Sprecher den Standpunkt des zweitgrößten US-Mobilfunkkonzerns zusammen.

"Was die Lösung der Urheberechtsproblematik im Internet betrifft, werden derzeit verschiedene Modelle diskutiert. Während die Nutzer durchwegs auf eine pragmatische politische Lösung hoffen, versucht die Musikindustrie für ihren Anti-Piraterie-Kampf weiterhin durch verstärktes Lobbying bestimmte Interessensgruppen mit ins Boot zu holen", fasst Medienforscher Roland Alton-Scheidl die aktuelle Entwicklung zusammen.

Bei den Internetprovidern, die man per Gesetz dazu zwingen will, jene Nutzer vom Netz zu nehmen, die im Verdacht stehen, illegal Inhalte heruntergeladen zu haben, stoße die Lobbyingarbeit der Musikwirtschaft bislang aber nur auf wenig Gehör. "Dass nun auch Piraterie-Warnbriefe an Handykunden verschickt werden sollen, ist meiner Meinung nach ein einziger Affront. Dieses Vorgehen wird die Nutzer nur noch weiter verunsichern und dem Image der Mobilfunkanbieter schaden", so Alton-Scheidl.

Grundlegende Basis für die durchgesickerten Verizon-Pläne ist der sogenannte "Graduated Response"-Ansatz, dessen Umsetzung die Gesellschaft zur Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen (GVU) auch für Deutschland einfordert. Hierbei werden mutmaßliche Online-Piraten zunächst per schriftlicher Ermahnung auf die Rechtswidrigkeit ihres Handelns hingewiesen. Im Fall von weiteren Verstößen drohen dem Betroffenen dann stufenweise Sanktionen bis hin zur generellen Blockade des Web-Zugangs. (Mit Material von pte)