• Blackberry hat verkündet keine Smartphones mehr zu bauen

    Ende einer Legende - Blackberry produziert keine Smartphones mehr

    Einst galt das Blackberry als Statussymbol für erfolgreiche Geschäftsleute, doch dann kamen Konkurrenten wie Apple und Samsung. Die physische Tastatur, die Blackberry einst erfolgreich gemacht hat, ist auch für den Niedergang der Marke verantwortlich. Nun hat das kanadische Unternehmen verkündet, keine Smartphones mehr zu bauen.


    Einst war das Blackberry mit seiner Tastatur Statussymbol, mittlerweile gilt es als veraltet. Bildquelle: Svetlana Dikhtyareva - 252045028 / Shutterstock.com

    Lange bevor Apple das erste iPhone auf den Markt brachte, war Blackberry für seine smarten Mobiltelefone bekannt. Schon 1999 brachte das kanadische Unternehmen mit dem Blackberry 850 sein erstes Smartphone auf den Markt. Damals freilich war der Touchscreen noch Zukunftsgeschichte. Die Tastatur blieb bis zum Schluss das Alleinstellungsmerkmal von Blackberry.

    Blackberry-Chef John Chen hat Ende September in Kanada das Aus verkündet: "Blackberry ist keine Smartphone-Marke mehr." Und weiter: "Wir planen, die komplette interne Hardware-Entwicklung zu beenden und diese Funktion an Partner auszulagern." Im Klartext bedeutete das, dass Blackberry nie wieder ein Smartphone bauen wird. Anhänger der Marke müssen sich für ihre Bestandsgeräte trotz des Endes keine Sorgen machen. Ersatzteile wie Displays gibt es weiterhin bei Fachhändlern wie www.screen-shop.net.

    Stattdessen will sich Blackberry auf die Entwicklung von Software und das Anbieten von Dienstleistungen konzentrieren. Die Entwicklung und Produktion der Hardware geht an das indonesische Unternehmen PT Tiphone Mobile Indonesia. In Indonesien ist Blackberry weiterhin sehr erfolgreich.


    Börse reagiert positiv

    Während die letzten verbliebenen Fans der Tastatur-Smartphones nun mehr als traurig sein dürften, begrüßte die Börse diese strategische Entscheidung, die das Unternehmen fit für die Zukunft machen, vor allem aber seine Existenz sicherstellen soll. Die Blackberry-Aktie machte einen kräftigen Sprung nach oben. John Chen: "Wir erreichen mit unserer Strategie einen Wendepunkt." Das zeigen auch die Umsätze: Der Software-Umsatz soll sich im zweiten Quartal im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt haben.

    Dennoch: Blackberry gibt mit diesem Schritt resigniert auf und überlasst das Feld den Rivalen Apple und Samsung. Insbesondere der aus Kalifornien stammende iPhone-Hersteller hat Blackberry das Leben schwer gemacht. 2009 hatte Blackberry einen Spitzenwert beim Marktanteil von 20,7 Prozent. So rasant die Kurve auch anstieg, schon ein Jahr später setzte der unaufhörliche Fall ein. Die Marktanteile von Apple, später auch von Samsung, stiegen hingegen immer weiter.


    Entwicklung des Marktanteils von BlackBerry


    Zeitpunkt Marktanteil
    1. Quartal 2007 8,3 Prozent
    2. Quartal 2007 8,9 Prozent
    3. Quartal 2007 9,7 Prozent
    4. Quartal 2007 10,9 Prozent
    1. Quartal 2008 13,4 Prozent
    2. Quartal 2008 17,4 Prozent
    3. Quartal 2008 15,9 Prozent
    4. Quartal 2008 19,5 Prozent
    1. Quartal 2009 20,6 Prozent
    2. Quartal 2009 19,0 Prozent
    3. Quartal 2009 20,7 Prozent
    4. Quartal 2009 19,7 Prozent
    1. Quartal 2010 18,7 Prozent
    2. Quartal 2010 15,4 Prozent
    3. Quartal 2010 16,6 Prozent
    4. Quartal 2010 13,0 Prozent
    1. Quartal 2011 11,7 Prozent
    2. Quartal 2011 11,0 Prozent
    3. Quartal 2011 8,8 Prozent
    4. Quartal 2011 6,8 Prozent
    1. Quartal 2012 5,2 Prozent
    2. Quartal 2012 5,2 Prozent
    3. Quartal 2012 3,5 Prozent
    4. Quartal 2012 2,9 Prozent
    1. Quartal 2013 2,8 Prozent
    2. Quartal 2013 1,7 Prozent
    3. Quartal 2013 0,6 Prozent
    4. Quartal 2013 0,6 Prozent
    1. Quartal 2014 0,7 Prozent
    2. Quartal 2014 0,8 Prozent
    3. Quartal 2014 0,5 Prozent
    4. Quartal 2014 0,4 Prozent
    1. Quartal 2015 0,3 Prozent
    2. Quartal 2015 0,3 Prozent
    3. Quartal 2015 0,2 Prozent
    4. Quartal 2015 0,2 Prozent
    2. Quartal 2016 0,1 Prozent




































































    Quelle: Statista


    Tastatur bis zum Schluss


    Mit ihrer Tastatur, die die Mobilgeräte naturgemäß auch vergrößerte, wirkte Blackberry irgendwann veraltet. Zwar hielten dem Unternehmen vor allem Business-Kunden noch die Treue, weil sie das schnelle Arbeiten mit der physischen Tastatur schätzten, doch bei jungen Leuten, die sich nun alle ein Smartphone anschafften, konnte man damit nicht punkten.

    Gleiches gilt für die Software, die Blackberrys zweites Alleinstellungsmerkmal war. Sie galt als besonders sicher, was wieder die Geschäftskunden zu schätzen wussten. Doch weil für die Blackberry-Smartphones niemand Apps entwickeln wollte, ein großes App-Angebot aber zum Kaufkriterium wurde, gab Blackberry die eigene Software als wichtiges Alleinstellungsmerkmal auf und stellte auf Android um. Das System wurde unsicherer, so dass viele Kunden gleich zu anderen Geräten griffen.

    Mit Innovationen versuche Blackberry Marktanteile zurückzugewinnen, auf die Tastatur wollte man jedoch nicht verzichten. Vielleicht war der Glaube, dass dies noch das einzige Kaufkriterium für die Marke sei, einfach zu groß. Hat sie dem Unternehmen einst den Aufschwung beschert, sorgte die Tastatur nun für das Ende. Mit Touchscreens lässt sich schon lange ebenso gut oder vielleicht sogar besser arbeiten. Und vor allem sind Touchscreen-Geräte schlanker und leichter. Der Platzbedarf für die Tastatur ging bei Blackberry-Geräten häufig zu Ungunsten der Displays. Ihre Größe hing immer hinterher, wenngleich man ansonsten hervorragende Qualität anbot.